Wenn Blumen zu tödlichen Parasiten werden – „Wild Strawberry“ von Ire Yonemoto
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Rezensionsexemplar
„Wild Strawberry“ ist eine neue Manga-Reihe im Bereich Mystery und Horror im Programm von Manga Cult, dem Imprint für Manga bei Cross Cult. Die Reihe wird seit Juni 2025 auf deutsch verlegt und ist aktuell im Original noch nicht abgeschlossen. Das Cover ist mir sofort ins Auge gestochen und sieht auch super faszinierend aus. Da auch der Klappentext sehr cool klang und ich Horror zwischendrin immer gerne lese, wollte ich die Reihe unbedingt ausprobieren.
Wie mir der Auftakt gefallen hat, könnt ihr jetzt lesen.

„Wild Strawberry“ – Ire Yonemoto

„Wild Strawberry“ – Ire Yonemoto

„Wild Strawberry“ – Ire Yonemoto
Allgemeine Informationen

Titel: „Wild Strawberry“
Mangaka: Ire Yonemoto
Übersetzung: Jan-Christoph Müller
Verlag: Manga Cult
Reihe: 6 Bände (Stand Juli 2025: laufend)
ET Band 1: Juni 2025
ISBN Band 1 (Print): 978-3-7573-0532-1
Genre: Horror, Drama, Mystery, Action
Altersempfehlung vom Verlag: 16 Jahre+
Klappentext
Jinka: Parasitäre Organismen, die Nährstoffe über menschliche Wirtskörper aufnehmen. Hat eine Jinka genügend Nährstoffe erhalten, erblüht sie in einer Explosion aus Blüten und Blut; der Wirtskörper kann das Erblühen nicht überleben.
Kingo und Kayano wünschen sich nichts mehr, als endlich eine richtige Familie zu werden und ein normales Leben zu führen. Doch Kayano verbirgt ein düsteres Geheimnis: sie trägt eine Jinka in sich. Um seine geliebte kleine Schwester vor dem unweigerlichen Tod zu retten, hat sich Kingo geschworen, ein Heilmittel für sie zu finden. Doch als die Flower Funeral Force, eine Spezialeinheit zur Vernichtung von Jinka, Kayano schließlich entdeckt, wendet sich das Schicksal der Geschwister schlagartig und ein Kampf ums schiere Überleben beginnt …
(Quelle: Cross Cult – Manga Cult)



Story
„Wild Strawberry“ spielt in einem apokalyptischen Tokio, in dem parasitäre Pflanzenwesen, die sogenannten Jinka, Menschen durch Pollenflug infizieren und sie mit ihrem Aufblühen, der „Blüte“, töten. Wir begleiten Kingo, der verzweifelt nach einem Heilmittel für seine Schwester Kayano sucht, die selbst von einer Jinka infiziert wurde, aber glücklicherweise noch nicht verblüht ist. Auch ihre menschlichen Anteile sind im Gegensatz zu anderen Opfern noch sehr präsent. Allerdings hat sie seit der Infizierung keinen Fuß mehr nach draußen gesetzt, da Infizierte von der „Flower Funeral Force“ gejagt und beseitigt werden.
Eines Tages geht Kingo seiner Arbeit nach, als er mitbekommt, dass Kayano von der Flower Funeral Force entdeckt und gejagt wird. Kingo läuft um sein Leben und steht vor der Entscheidung: Soll er um seine Schwester kämpfen oder sie rechtmäßig der Einheit überlassen? Für Kingo definitiv nicht schwer zu beantworten, denn für Kayano würde er alles tun.
Die Geschichte gemischt mit dem Tempo ist mitreißend, die Handlung spannend aufgebaut und trotz klassischer Shonen-Elemente überraschend originell, z.B. durch das Thema der Ungerechtigkeit bei möglichen Impfungen oder die Kritik an der Sozialstruktur, aber auch schlichtweg durch die Idee, eigentlich etwas Schönes zu etwas Grausamen zu machen.
Charaktere
Kingo
(Protagonist)

Kingo ist ein junger Mann, der in einem Waisenhaus aufgewachsen ist und sich von klein auf nur eine richtige Familie gewünscht hat. Sein größtes Glücksgefühl war mitunter das Erlebnis, als er und Kayano gemeinsam adoptiert wurden. Allerdings endete dieses Erlebnis in einer echten Tragödie. Und dennoch hält er an seinem Familienwunsch mit Kayano fest. Er ist ein pflichtbewusster Mensch, der aber auch über Grenzen geht für die Menschen, die ihm wichtig sind. Er zeigt seine Emotionen offen und ist eine ehrliche Haut.
Kayano

Kayano ist Kingos kleine Schwester und seit einiger Zeit von einer Jinka befallen. Sie ist ziemlich ruhig und lässt sich nicht viele Emotionen anerkennen. Allerdings merkt man, dass sie sich etwas einsam fühlt und auch darunter leidet, nicht mehr nach draußen gehen zu können. Sie liebt Kingo ebenso, auch wenn sie es nicht so offen zeigt wie er. Sie hat definitiv einen starken Willen und auch einen großen Beschützerinstinkt Kingo gegenüber.
Seit jenem Tag zeigten sich immer wieder einzelne Stängel und Blätter, aber die Blüte selbst kam nie wieder zum Vorschein. Auffällig war jedoch, dass sich Kayano nun zur Sonne hingezogen fühlte, während sie an Regentagen niedergeschlagen war.
Zitat aus Kapitel 1 „Jinka“
Band 1 von „Wild Strawberry“ von Ire Yonemoto

Kingo und Kayano sind mir sofort sympathisch gewesen – Kingos tiefe Bruderliebe und die Geschwister miteinander geben der Story emotionale Wucht und vor allem Kingos verzweifelter Kampf für Kayano wirkt sehr authentisch (ich hatte zwischendurch auch ein paar Tränchen in den Augen). Auch später dazukommende Nebenfiguren wie Makoto und andere Mitglieder der Flower Funeral Force bringen eigene Motivationen und Herausforderungen mit, die Neugier auf zukünftige Entwicklungen wecken. Rückblenden eröffnen ergreifende Einblicke in Kingos und Kayanos Vergangenheit und sorgen für Nachvollziehbarkeit und Emotion.
Zeichenstil & Optik
Visuell ist „Wild Strawberry“ richtig beeindruckend. Es ist ein Wechselspiel aus düsterem Horror und fast schon bizarrer Naturpoesie, da das „Böse“ mitunter aus wunderschönen Blumen besteht. Die Jinka-Blüten explodieren in detailverliebt gezeichnetem Blut und Blumenpracht und schaffen damit ungeheuer intensive, visuelle Kontraste. Wie lange hierbei für einzelne Zeichnungen gebraucht wurde, kann ich mir kaum vorstellen. Der Stil saugt einen regelrecht in diese verstörende, faszinierende Welt – brutal und schön zugleich. Eines meiner Lieblingsartworks aus dem ersten Band seht ihr hier:

Auch finde ich es toll, dass es zwischen den Kapiteln auch schwarze Seiten mit kurzen „Akten“ zu der Geschichte gibt. So findet man beispielsweise Akten zu den Jinka, der Flower Funeral Force, dem Impfstoff, den Blumenkrematiorien, usw. So bekommt man nötiges Hintergrundwissen super serviert, ohne dass es den Handlungsstrom übermäßig unterbricht oder zu textlastig macht.
Mein Fazit
„Wild Strawberry“ ist ein bewundernswerter Auftakt, der definitiv ein Highlight für mich war. Die Geschichte bietet eine spannungsgeladene, aber nachvollziehbare Handlung mit emotionalem Kern. Mit Kayano und Kingo haben wir zwei Hauptfiguren mit glaubhaften Motiven und vielen Gefühlen. Und noch dazu war es für mich ein visuelles Erlebnis der besonderen Art: apokalyptischer und blutiger Horror in blumiger Farbpracht.
Es gibt nur einen minimalen, sehr kleinen Punkt in der Erzählung, der mir ganz persönlich nicht durchweg mega gut gefallen hat (aus Spoilergründen möchte ich dazu nicht mehr erwähnen, außer meinen eigenen Geschmack). Deshalb gibt es von mir einen klitzekleinen Abzug, der aber reine Geschmackssache ist.
Fans von düsteren Reihen mit actiongeladenen Szenen, emotionalem Drama und Horror á la blutiger Natur-Ästhetik kommen hier definitiv auf ihre Kosten. Die Balance zwischen Brutalität und Geschwisterliebe schafft einen bleibenden Eindruck, sowohl zeichnerisch als auch erzählerisch. Ich kann den nächsten Band kaum erwarten und bin schon super gespannt, wie es weitergehen wird.
Wer starke Bilder und ein emotionales und tieferes Handlungskonstrukt liebt, sollte „Wild Strawberry“ unbedingt ausprobieren.
⭐⭐⭐⭐💫
(4,5 von 5 Sternen)
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