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„A Dowry of Blood“ von S. T. Gibson – Rezension

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„A Dowry of Blood“ hat Dank meiner monatlichen Fairyloot-Adult-Box den Weg zu mir gefunden. Vorher hatte ich das Buch weder auf Social Media noch in anderen Buchkreisen entdeckt und ohne das Abo, hätte ich den Titel vermutlich auch nie zur Hand genommen, außer er wäre früher oder später übersetzt worden – wobei ich selbst dann nicht unbedingt danach gegriffen hätte.

Als ich das Buch auspackte war ich erstaunt: Ich war hin und weg von diesem genialen Cover, wobei ich sagen muss, dass mir das alte Cover fast noch besser gefallen hätte. Der Buchschnitt ist ohne Frage zauberhaft und die Illustrationen wunderschön. Was mich allerdings direkt gecatcht hat, war der Klappentext. Denn der schreit nach neuer Vampirliteratur, und zwar nach ursprünglicher, düsterer und gefährlich, romantischer Vampirliteratur.

This is my last love letter to you, though some would call it a confession. . .

S.T. Gibson’s sensational novel is the darkly seductive tale of Dracula’s first bride, Constanta.

Saved from the brink of death by a mysterious stranger, Constanta is transformed from a medieval peasant into a bride fit for an undying king. But when Dracula draws a cunning aristocrat and a starving artist into his web of passion and deceit, Constanta realizes that her beloved is capable of terrible things.

Finding comfort in the arms of her rival consorts, she begins to unravel their husband’s dark secrets. With the lives of everyone she loves on the line, Constanta will have to choose between her own freedom and her love for her husband. But bonds forged by blood can only be broken by death.

(Quelle: Hachette UK – Orbit)

In „A Dowry of Blood“ werdet ihr in eine Welt voller Gewalt und Leidenschaft gezogen, in der die Protagonisten von ihren ganz eigenen Dämonen heimgesucht werden. Die Handlung dreht sich kurz zusammengefasst um eine toxische Beziehung zwischen einem Vampir und seiner Vampirbraut, die sich in einem Wirrwarr aus Lügen und Intrigen verfangen. Die Autorin schreckt keineswegs davor zurück, die brutale Realität des Vampirlebens zu zeigen, in dem Blutvergießen an der Tagesordnung ist und die eigene Moral regelmäßig in Frage gestellt wird.

„A Dowry of Blood“ ist ein Roman, der durch seine ungewöhnliche Erzählform und seine komplexen Charaktere besticht. Der Schwerpunkt liegt definitiv auf ihrer Entwicklung und Verarbeitung der Ereignisse.

Seid aber gewarnt: Diese „Kurzzusammenfassung“ kratzt nur an der Oberfläche. Wenn euch mehr interessiert, dann lest gerne weiter, allerdings hat dieses Buch fast eine Seite voller Triggerwarnungen. Ich liste sie euch hier folgend auf, sodass ihr selbst entscheiden könnt, ob ihr sie lesen möchtet oder nicht, da sie natürlich auch Teile der Handlung spoilern können.

Original zitiert:

  • emotional, verbal, and physical intimate partner abuse
  • gaslighting
  • war, famine, and plague
  • blood and gore
  • consensual sexual content
  • sadomasochism
  • self-harm
  • body horror
  • violence and murder
  • alcohol use
  • depression and mania

It also contains brief references to:

  • sexual assault (not directed at any named character)
  • drug use
  • drowning

Auf Deutsch übersetzt:

  • emotionaler, verbaler und körperlicher Missbrauch von intimen Partnern
  • Gaslighting (psychische Gewaltform)
  • Krieg, Hunger und Plagen/Pest
  • Blut und Gore (Gore = Filmgenrebezeichnung: detaillierte und brutal dargestellte Gewalt)
  • einvernehmliche sexuelle Inhalte
  • Sadomasochismus
  • Selbstverletzung
  • Body Horror ( = Filmgenrebezeichnung – extreme und destruktive Veränderungen am menschlichen Körper)
  • Gewalt und Mord
  • Alkoholkonsum
  • Depressionen/Manie

Das Buch enthält zudem Verweise auf:

  • Sexueller Übergriff (nicht gegen namentlich genannten Charakteren gerichtet)
  • Drogenkonsum
  • Ertrinken

Handlung

Dieser Roman war seit langem eine ziemliche Abwechslung für mich, denn es ist nicht nur so, dass das Buch einen sehr individuellen Erzählstil hat, sondern man weiß prinzipiell von der ersten Seite an, wie die Geschichte enden wird.

Zuerst war ich tatsächlich etwas skeptisch, denn wie sollen mich über 300 Seiten eine Geschichte fesseln, deren Ende ich bereits kenne? Tatsächlich kann ich sagen: Es hat mehr als nur funktioniert. Denn diese Geschichte ist so viel mehr als nur die Geschichte einer tödlich endenden Ehe. Die Autorin schafft es, mit einer Hand voll abwechslungsreicher und vor allem unterschiedlicher Charaktere ein kleines Universum zu erschaffen, dem man einfach zusehen muss.

Ich war von den ersten Briefen an fasziniert und interessiert daran, herauszufinden, WIE es überhaupt zu alledem kam, wer die Personen vor und während der Geschichte waren und sein würden. Zwischendurch war ich kurz etwas überrascht, wie Gibson die Verbindung der Charaktere zusammenführt und sie ausleben lässt. Ich hatte zwar bereits die Vermutung, dass es in dieser „Familie“ mehr als nur eine Beziehung auf sexueller, aber auch emotionaler Ebene geben wird, doch die Autorin konnte mich problemlos überzeugen und mitziehen.

Und das Ende? Was soll ich sagen, man weiß es ja von Beginn weg, aber was ich euch sagen kann: Der Tod ist natürlich nicht alles in „A Dowry of Blood“!

Hauptstärke: Charaktere

Hinweis: Folgende Charakterausführungen sind zwar nicht wirklich spoilernd, wer allerdings die Entwicklungen und Charaktere selbst entdecken möchte, ohne vorab irgendeine Ahnung von ihnen zu haben, der sollte diesen längeren Absatz über die Charaktere am besten überspringen 🙂

In „A Dowry of Blood“ dreht sich eigentlich alles um die Beziehungen zwischen den Charakteren, insbesondere um die Beziehung zwischen dem Lord, ein uralter, wissbegieriger und kontrollsüchtiger Vampir, und seinen drei Vampirgeliebten Constanta, Magdalena und Alexi. Die Beziehungen zwischen den Charakteren sind komplex und durch die toxischen Handlungen des Lords oft schmerzhaft, aber dennoch entwickeln die Charaktere starke Bindungen untereinander, insbesondere Constanta und Magdalena, die eine enge Freundschaft und tiefe Liebe teilen.

Die Charaktere sind sehr tiefgründig und facettenreich dargestellt, was den Lesern ermöglicht, so gut wie all ihre Beweggründe und Ängste zu verstehen. Der Schreibstil von Gibson ist ziemlich düster und bildhaft, wodurch sie es schafft, eine fast schon erdrückende Atmosphäre zu schaffen, die einen schier in das Buch hineinzieht. Unsere relevanten Personen in dem Buch sind vielschichtig und entwickeln sich im Laufe der Zeit weiter.

Zum einen haben wir den männlichen Part, der von Constanta in ihren Briefen stets als Lord bezeichnet wird, mit dem alles begonnen hat und von dem wir bereits zu Beginn und durch Constantas Briefe wissen, dass er ermordet wurde. Er ist ein uralter Vampir, wissbegierig und von Fortschritt fasziniert, er hat eine offensichtliche und intensive Vorliebe für besondere Personen, ist aber auch und vor allem mit Laufe der Zeit immer kontrollsüchtiger, monströser und toxischer. Er manipuliert absichtlich ihn liebende Personen, damit sie bei ihm bleiben und kein eigenes Leben beginnen. Er ist jedoch auch kontrollsüchtig, monströs und toxisch, was sich im Laufe der Jahrhunderte immer stärker herauskristallisiert.

Constanta ist in dieser Geschichte die Vampirbraut, die als erstes zu ihm stoßen wird. Er findet sie in Rumänien zum Tode verurteilt und in den letzten Atemzügen auf einem Schlachtfeld, auf dem sie aber trotz aller Ereignisse um ihr Leben kämpft. Diese Eigenschaft fasziniert den Lord so sehr, dass er sie verwandelt und zu seiner Braut macht. Constanta ist so gesehen die Hauptprotagonistin in „A Dowry of Blood“ und wird als starke, gläubige und gerechtigkeitsliebende Person beschrieben, die trotz ihrer neuen Natur als Vampirin versucht, ein gutes Leben zu führen ohne ein Monster zu sein. Sie lernt gerne neue Dinge und liebt ihren Lord sehr, trotz bzw. auch mit seinen dunklen Abgründen.

Allerdings entwickelt sie mit den Jahrhunderten auch einen Teil in sich, der die Welt und Freiheit entdecken möchte und der gegenüber ihren weiteren Familienmitgliedern einen starken Beschützerinstinkt verbirgt. Sie vereint vor allem Eigenschaften einer Geliebten und einer beschützenden Mutter in sich. Mit der Zeit wird ihr auch das Toxische und Bedrohliche ihrer Verbindung bewusst, doch ihre Zwiespalte werden detailliert und nachvollziehbar dargestellt.

Magdalena ist die zweite weibliche Vampirin, die zu dem Lord stößt. Sie ist charakterlich, aber auch äußerlich, das absolute Gegenteil von Constanta. Sie ist für das damalige Frankreich extrem selbständig, feministisch und fasziniert Politik. Für sie ist das unendliche Leben eine Chance, ihren Wissensdurst zu stillen, aktiv auf politische Geschehnisse Einfluss zu nehmen. Zumindest zu Beginn.

Man könnte durchaus sagen, dass sie diejenige ist, die unter dem Kontrollwahn am sichtbarsten leidet. Magdalena wird in späteren Zeiten extrem depressiv durch das erdrückende und toxische Verhalten, das der Lord ausübt. Constanta und sie entwickeln ein Verhältnis, das auf den Säulen einer Schwesternschaft, einer engen Freundschaft und tiefer Liebe basiert.

Lange Zeit danach wird in Russland Alexi aufgefunden, eigentlich Alexander. Er ist zu dem Zeitpunkt noch keine 20 Jahre und hält sich über dem Wasser durch Modeltätigkeiten. Constanta hasst den Lord dafür, weil sie von Beginn an extreme mütterliche Gefühle für Alexi hegt, die sogar gegen ihre Vampirgelüste standhalten. Magdalena ist vom ersten Augenblick an hin und weg von Alexi, so sehr, dass sie sogar wieder aus sich herauskommt und die Depressionen fast verschwinden.

Als Constanta bewusst wird, wie gut Alexi ihrer Familie tut und, dass er ohne sie in Kürze erfrieren und verhungern würde, stimmt sie seiner Verwandlung zu. Er ist der Strahlemann der Familie, liebt das Schauspiel, das Leben und die Menschen. Diese Liebe nach außen ist dem Lord mit den Jahren immer mehr Dorn im Auge und auch Alexi leidet immer mehr unter dem Kontrollzwang und Freiheitsentzug.

Besonderheit: Schreibstil

In „A Dowry of Blood“ zeichnet sich der Schreibstil durch die besondere Erzählperspektive aus. Die Protagonistin Constanta erzählt den Roman nämlich in Form von Briefen an ihren verstorbenen Geliebten und Schöpfer, welche sie als Rückblicke auf die Ereignisse verfasst. Diese Briefe dienen ihr als eine Art von Geständnis und Verarbeitung der Erlebnisse.

Durch diese Form der Erzählung erhält der Leser/die Leserin einen tiefen Einblick in die Gedanken und Gefühle der Protagonistin und erlebt die Geschehnisse aus ihrer persönlichen Perspektive. Der Schreibstil ist durch eine anschauliche Sprache und poetische Bilder gekennzeichnet, was die Geschichte noch intensiver und emotionaler macht – trotz dem, dass man als Leser/-in im Prinzip von Beginn an weiß, wie die Geschichte enden wird.

Mein Fazit

Bewertung
❤️❤️❤️❤️❤️

Obwohl das Buch in psychischer Hinsicht definitiv eine schwere Lektüre sein kann, ist es meiner Meinung nach absolut lesenswert für alle diejenigen, die eine Herausforderung suchen und sich nicht vor der Dunkelheit und den Abgründen der „menschlichen“ Natur scheuen.
„A Dowry of Blood“ ist für mich ein modernes Meisterwerk der Vampirliteratur, welches mich auch noch lange nach der letzten Seite gedanklich beschäftig hat.

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