Wenn der Drang nach Liebe zur Obsession wird: „Happy Sugar Life“ von Tomiyaki Kagisora
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Rezensionsexemplar
„Happy Sugar Life“ hat sofort meine Aufmerksamkeit erregt in der Vorschau mit seiner süßen Optik und doch dem hypnotisierenden Blick des Mädchens auf dem Cover. Als ich dann jedoch das Genre „Thriller“ gelesen habe, war ich erst recht neugierig.
Was wie eine zarte Liebesgeschichte wirkt, zeigt in kurzer Zeit die Nähe zwischen Liebe und Obsession inmitten von süßem Zeichenstil. Eine beklemmende Geschichte über Sehnsucht und Wahnsinn, über Gier und Abgründe, die aufzeigt, wie weit Menschen für ihr eigenes Glück gehen können.
Wie mir der Reihenauftakt gefallen hat, könnt ihr jetzt lesen.
Allgemeine Informationen

Titel: „Happy Sugar Life“
Mangaka: Tomiyaki Kagisora
Übersetzung: Benjamin Leimser
Verlag: Manga Cult
Reihe: 11 Bände
ET Band 1: August 2025
ISBN Band 1 (Print): 978-3-7573-0581-9
Genre: Thriller
Altersempfehlung vom Verlag: 16 Jahre+
Klappentext
Die niedliche Sato Matsuzaka führt ein unbekümmertes Leben. Doch das Gerücht, dass sie alle drei Tage einem anderen Kerl den Kopf verdreht und für jeden die Beine breit macht, hat auch an ihrer neuen Schule längst die Runde gemacht. Aber damit ist jetzt Schluss! Denn Sato hat endlich ihre große Liebe gefunden: Die kleine, unschuldige Shio hat ihr Herz im Sturm erobert! Und es könnte alles so schön sein, wären da nicht diese Störenfriede, die das harmonische Miteinander der beiden Turteltauben gefährden. Doch Sato fackelt nicht lange. Denn für ihre Liebe zu Shio geht sie wortwörtlich über Leichen …
(Quelle: Cross Cult – Manga Cult)



Story
„Happy Sugar Life“ startet direkt mit einer sehr ausdrucksstarken Seite, auf der ein intim posierendes, aber blutverschmiertes Mädchen sitzt, das endlich begriffen hat, wie man folgendes Gefühl nennt:
„Es funkelt…ist süsser als jede Nascherei…und hat einen wundervollen Duft.
Erste Seite, „Happy Sugar Life“ Band 1
Ich habe es nun begriffen. Ich weiss jetzt, wie man dieses Gefühl nennt.“
In den Lauf der Geschichte starten wir mit einer Szene von Jungs, die über Sato als „das Mädchen, das mit jedem alles macht“ reden. Angeblich wechsle sie häufig den Freund und man müsse sie lediglich fragen. Das Gespräch bekommt ihre Freundin Shuko mit, die gleichzeitig auch Satos Arbeitskollegin im Nebenjob ist. Als sie kurz darauf etwas bei Sato nachhakt, erfährt sie von dieser, dass sie „so etwas“ jetzt nicht mehr mache. Sie hätte jemanden gefunden, den sie tatsächlich liebe.
Während man zu Beginn noch den Eindruck eines eher sorglosen bzw. recht oberflächlichen Lebens eines Mädchens hat, wird man schnell in eine komplett andere Welt hineingezogen. Denn ihre „Liebe“, die Zuhause im Prinzip eingesperrt auf Sato wartet, ist kein Liebhaber, sondern ein sehr junges Mädchen namens Shio. Ob es romantische Liebe oder eine andere Art tiefer Verbundenheit ist, die Sato spürt, kann man nicht so recht sagen. Auf jeden Fall wird klar: Shio ist Satos Lebensmittelpunkt und für sie würde Sato wahrlich alles tun. Während sie mit Shio ihr „Happy Sugar Life“ aufbauen will, wirkt das Drumherum alles andere als süß und glücklich.
In diesem Reihenauftakt werden Grundlagen der Geschichte klar: Verhältnisse der Charaktere zueinander, allen voran das zwischen Sato und Shio, sowie die aktuelle Lebenssituationen. Sato kümmert sich um alles – Wohnung, Geld, Arbeit, Essen. Und um die Eliminierung aller Dinge, die ihr „Happy Sugar Life“ mit Shio in Gefahr bringen könnten. Neben den beiden kommen auch ein paar andere Charaktere zum Zug, deren Kontakt für kurze Rückblicke in Satos Vergangenheit sorgen.
Der Verlauf des ersten Bandes ist eine Mischung aus verworrenen Gefühlen, psychischer Probleme, innerer Konflikte und menschlicher Abgründe. Es endet spannend und wirft kurz vor Ende definitiv weitere Fragen auf.

Ausschnitte aus dem Manga von Manga Cult
Charaktere
Sato Matsuzaka
(Protagonistin)
Sato ist eine sehr faszinierende und alles andere als einfache Protagonistin. Ihr Alter wird nicht explizit genannt, da sie aber im ersten Oberschuljahr ist, sollte sie ca. 15-16 Jahre alt sein. Auf den ersten Blick wirkt sie wie eine typische Oberschülerin aus einem Shojo-Manga: hübsch und süß, freundlich und fleißig, kommt bei allen gut an. Das einzig Negative ist ihr etwas anzüglicher Ruf.
Allerdings ist das definitiv mehr Schein als Sein, denn schnell zeigt sich, dass Sato alles nur das nicht ist. Sie ist psychisch sehr instabil, lebt ohne Familie und entwickelt eine obsessive Liebe zu Shio. Sie hat einen extremen Kontrollwahn und kann zwischen absolut liebevoll und freundlich und sehr viel düsteren Charakterzügen blitzschnell umschalten. Moral und Gesetz halten Sato nicht auf für das zu arbeiten, was sie will. Über ihre Hintergründe ist so gut wie nichts bekannt.
Shio Kobe
Shio ist das kleine Mädchen, um das sich Sato kümmert bzw. welches in Sato „echte Liebe“ erweckt hat. Wir wissen weder woher sie kommt, noch wie sich die beiden kennengelernt haben. Sie wirkt deutlich jünger als Sato, sehr unschuldig und kindlich. Trotzdem, dass sie eigentlich von Sato eingesperrt bzw. isoliert wird, bringt sie Sato nur positive Gefühle und viel süße Liebe entgegen. Shio bemüht sich in Satos Abwesenheit brav und behilflich zu sein, indem sie versucht zu putzen oder Essen zu machen. Auch spricht sie jeden Abend einen Schwur für Sato:
„In guten wie in schlechten Zeiten. An fröhlichen wie an traurigen Tagen. In Wohlstand wie in Armut. Bis dass der Tod uns scheidet. Ich schwöre, dass ich dich von ganzem Herzen liebe, Sato.“
Kapitel 1, „Happy Sugar Life“ Band 1
Shio zu Sato
Shoko
(Freundin und Arbeitskollegin)
Shoko ist so etwas wie Satos einzige Freundin und arbeitet mit ihr im gleichen Nebenjob. Sie spricht offen mit Sato und hinterfragt auch manche Aussagen oder Handlungen von Sato, scheint jedoch keine Ahnung von der „echten“ Sato zu haben.
Nebencharaktere
Viele der auftretenden Nebencharaktere sind interessante Darstellungen von „normal schlecht“, wie z.B. lästernde Schüler, gehässige Kolleginnen, und „böse“. Teilweise treiben sie etwas Handlung voran, viele sind aber vor allem da, um mehr über Satos Psyche und Charakter zu zeigen.
Zeichenstil & Optik

Die Geschichte ist definitiv nichts für schwache Nerven, denn die Erzählung setzt nicht nur stark auf Spannung, verstörenden Andeutungen oder menschlichen Abgründen. Auch potenziell triggernde Themen und Grenzüberschreitungen werden behandelt und in den Verlauf der Geschichte mehrmals eingebunden.
Die Optik bzw. der Zeichenstil wird hier auf sehr interessante Art und Weise eingesetzt. Wähernd die Themen mehr als düster, manche Szenen definitiv verstörend oder brutal sind, steht immer wieder die süße und unschuldige Optik von Sato und Shio oder ihrer Gemeinsamen Momente in starkem Kontrast dazu.
Es gibt Szenen mit sehr weichem, fast schon Shojo-haften Stil, das Cover und die Farbillustration sind in fröhlichen Farben und Pastelltönen gehalten. Auf der Arbeit von Sato gibt es süße Uniformen, ansonsten sind sie und auch Shio in unschuldigen Schuluniformen zu sehen.
In Spannungsmomenten wird zwar nicht Satos Äußeres plötzlich anders, aber die Stimmung wird durch dunklere Farbgebung, Schatten, verzerrte Mimik von Charakteren und eine deutlich unruhigere Gestaltung der Panels gezeigt. Die Darstellung der Charaktere mag hier manchmal zwar übertrieben dargestellt sein, eignet sich hier aber sehr gut als Stilmittel, um die Stimmung zu verstärken.
Mein Fazit
„Happy Sugar Life“ ist ein starker, wenn auch ausbaufähiger Reihenauftakt. Er schafft es eine verstörende, aber fesselnde Atmosphäre aufzubauen und zeigt diverse Darstellungen von Obsession. Dieser extreme Kontrast zwischen süßer Optik und Brutalität sowie psychischen Abgründen funktioniert hier sehr gut und macht neugierig auf mehr.
Aber: Wichtig für mich hervorzuheben ist, dass dieser Manga durchaus aufwühlen kann und nichts für schwache Nerven ist. Psychische wie physische Gewalt sowie Stalking, Isolation und Mobbing sind nur der Anfang, Kindesgewalt, Täter-Opfer-Umkehr und einiges mehr erwarten euch hier. Positive Charaktere oder gar „Helden“ gibt es in dieser Geschichte nicht, was durchaus zusätzlich belastend wirken kann, da kein moralischer Kompass durchscheint.
Empfehlen kann ich diese Reihe vor allem Fans von Psychothrillern, die verstörende Geschichten, moralisch verwerfliche Charaktere und das Auseinandersetzen mit Tabuthemen mögen. Mich persönlich erinnert dieser brutal-süße Kontrast an Reihen wie „Mirai Nikki“ oder „Elfenlied“. Ich werde definitiv weiterlesen, bin aber gespannt, ob mich die Reihe tatsächlich 11 Bände lang fesseln wird!
🩷🩷🩷🩷💕
(4,5 von 5)


