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„Das Therapiezimmer“ von Aimee Molloy – Rezension

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(Rezensionsexemplar)

„Das Therapiezimmer“ war ein Titel, der mir damals bereits in der Vorschau aufgefallen ist. Normalerweise lese ich Thriller/Krimis nicht in großen Mengen und nur spezielle Titel sprechen mich so an, dass ich sie lese. Aber hier hat mich sowohl das düster-schlichte Cover als auch der Klappentext angesprochen.

Bei Wasliestdu? gab es zufällig um die Jahreswende eine Leserunde dazu und die Chance habe ich gleich genutzt, um mich dafür einzutragen. Die Feiertage waren so hektisch, dass ich ehrlich gesagt gar nicht sonderlich aufmerksam unterwegs war, demnach war ich ziemlich verwirrt, als ich plötzlich ein Paket im Postkasten hatte mit dem Buch – da hab ich glatt die Verlosung verschlafen und tatsächlich gewonnen! Ich habe mich riesig über dieses „Weihnachtsgeschenk“ gefreut.

Nach den ganzen Feiertagen konnte ich auch endlich das Buch in die Hand nehmen. Zwischen den Feiertagen wollte ich es nicht anfangen, denn wann hätte ich das Buch dann durchsuchten sollen, wenn es zu spannend wäre?

„Keiner sieht dich. Doch du hörst alles…“

Damit beginnt der Klappentext. Mal ehrlich – wer wäre da nicht neugierig?

Es geht um das frisch vermählte und sehr junge Ehepaar Sam und Annie, die aus der Großstadt in die ländliche Heimat von Sam gezogen sind. Sam ist Psychotherapeut und eröffnet hier seine Traumpraxis in einem wunderschönen Souterrain und innerhalb kürzester Zeit ist er komplett ausgebucht. Es scheint alles gut zu laufen, doch eines ahnt Sam während seinen Therapiestunden nicht: durch einen Lüftungsschlitz hört man im Zimmer darüber alles, was in seiner Praxis vorgeht…

Ich meine, wer könnte da nicht widerstehen? Die Lasten von anderen Personen belauschen, ob sich selbst besser zu fühlen oder auch einfach aus Neugier. Doch dann kehrt Sam nicht mehr von der Praxis zurück.

Ein tiefenpsychologischer Thriller

Gut, dass ich abgewartet habe mit dem Lesen.

Der Prolog hat mich ja schon etwas neugierig gemacht, umso mehr natürlich, als wir drei Monate vorher in die Geschichte einsteigen und der Prolog doch etwas sehr „offen“ und abrupt aufhört. Wir starten dann zu einer Zeit, in der die Protagonisten noch relativ frisch zugezogen sind und ihr neues Leben im Ort beginnen.

Die Beziehung zwischen Annie und Sam scheint mir zwar nett, aber irgendwie auch sehr speziell – und das bei einem Therapeuten. Jeder andere würde vermutlich nur den Kopf schütteln. Allerdings mag ich es, dass sie sich beide mit ihrer frischen Ehe viel Mühe geben und auf Aktivität Wert legen. Aber beide haben Geheimnisse voreinander – und was für welche.

Bei dem Belauschen sträubt sich schon ein gewisser Teil in mir, denn manche Leute (in diesem Buch zwar vielleicht nicht alle, aber trotzdem) gehen zum Therapeuten, weil sie es brauchen. Die Vorstellung bei solch intimen und auch schweren Gesprächen belauscht zu werden, erweckt irgendwie Gänsehaut. Allerdings kann ich den Nervenkitzel und die Neugier durchaus nachvollziehen.

Der Abschluss hat mich durchaus gefesselt, wobei er mir zwischendurch schon etwas zu lang gezogen war. Aber das lag vermutlich vor allem an dem nervigen Sheriff und der kaum vorhandenen strukturierten Suche nach Sam. Seine vorturteilsbehaftete Art ging mir tierisch auf die Nerven. Bei einem Krimi mit ihm als Ermittler hätte ich vermutlich innerhalb kürzester Zeit das Buch abgebrochen, aber hier hätte ich am Ende gern noch sein beschämtes oder gar entsetztes Gesicht gesehen.

Der Twist und das, was psychologisch an Hintergründe aufgedeckt wurde – für mich wäre der Fall auch eine gute Folge in der Serie Criminal Minds. Es war nett, mal einen Thriller mit einem etwas anderem Ende zu lesen.

Die Charaktere waren teils etwas blass bzw. durch die zurückgehaltenen oder erst sehr späten Hintergrundinformationen fiel es mir leider schwer, mich komplett auf die Charaktere einzulassen.
Vor allem Sam – er war mir von Anfang an nicht der sympathischste Charakter. Am Ende konnte ich manches nachvollziehen, aber er blieb mir leider sehr fern. Bei Annie fand ich ihn okay, aber zum Schluss hat er mich wieder zwiegespalten hinterlassen.

Schreibstil & Aufbau

Das Buch wird aus unterschiedlichen Sichten erzählt. Anfangs haben mich die Kapitelwechsel tatsächlich etwas irritiert, aber ich bin ziemlich anfällig für Verwirrung, wenn die Kapitel nicht namentlich gekennzeichnet oder sofort erkennbar aus unterschiedlicher Sicht sind. Als ich die Wechsel dann aber etwas gewohnt war, bin ich nur so durch die Seiten geflogen.

Das Buch ist in einen kurzen Prolog und drei Hauptteile gegliedert. Der erste Teil dient gut zur Einführung und bereits zu dessen Ende hin erwartet einen der erste große Twist. Ab dem zweiten Teil beginnt man mit der erwarteten Handlung und die letzten beiden Teile habe ich direkt am Stück gelesen.

Die Autorin hat es definitiv geschafft mich öfters als nur einmal auf eine falsche Fährte zu locken und zwischendurch einige unerwartete Wendungen einzustreuen. Ein Thriller, den ich gut und gerne noch einmal lesen könnte, allein um noch einmal alle Twists und Wendungen mit den ganzen Informationen zu lesen und auch gleich mehr Augenmerk auf die eingestreuten Details zu legen.

Super interessant fand ich ja, dass die Autorin immer wieder Anspielungen zu „Sie“ von Stephen King eingebaut hat – das Buch landete nach der Geschichte gleich auf meiner Wunschliste.

Man könnte bemängeln, dass man bei der Übersetzung eine Kleinigkeit hätte anders machen können, sodass man noch länger im Dunkeln getappt wäre, aber mich persönlich hat das bei all den anderen Informationen nicht sonderlich gestört.

Sehr imponiert hat mir der psychologische Hintergrund in dem Buch. Die Therapiesitzungen, die man bei Sam erlebt, sind jetzt nicht überaus tiefschürfend, aber die Informationen und Hintergründe, die für die Haupthandlung relevant sind, waren sehr gut. Für mich wirkte es so, als hätte sich die Autorin definitiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Das Vorgänger-Buch von ihr steht mittlerweile auch auf einer Wunschliste.

Fazit

  • Titel: „Das Therapiezimmer“
  • Originaltitel: „Goodnight Beautiful“
  • Autorin: Aimee Molloy
  • Übersetzung: Katharina Naumann
  • Verlag: Rowohlt Polaris
  • Format: Paperback
  • Seiten: 332
  • Erscheinungstermin: 16.11.2021
  • ISBN: 978-3-499-27634-7

Der Psychotherapeut Sam und seine Frau Annie ziehen aus New York in die verschlafene Kleinstadt, in der Sam aufgewachsen ist. Dort arbeitet Sam fast rund um die Uhr in seiner Praxis im Souterrain mit seinen (fast nur weiblichen) Klientinnen, während Annie zu viel Zeit allein verbringt. Sam ahnt nicht, dass durch einen Lüftungsschacht all seine Therapiesitzungen im Obergeschoss zu hören sind: die Frau des Apothekers, die sich scheiden lassen möchte. Die Malerin mit dem enttäuschenden Liebesleben. All diese Geschichten mit anzuhören, ist unwiderstehlich. Doch dann taucht die betörende junge Französin in dem grünen Mini Cooper auf. Und Sam geht eines Tages zur Arbeit, um nicht wieder zurückzukehren …

(Quelle: Rowohlt Verlag)

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