Header für Rezension zu "Binding 13" von Chloe Walsh
Romane,  Young Adult

Boys of Tommen: Der Beginn von Johnny und Shannon

Views: 1

Unbezahlte Werbung

Die deutschen Ausgaben

Band 1

Autorin: Chloe Walsh

Übersetzung: Gerda M. Pum

Verlag: Adrian Verlag

Reihe: Boys of Tommen

Erscheinungsjahr: 2024

Seiten (insgesamt): ca. 1680

ISBN Band 1: 978-3-9858520-3-1

ISBN Band 2: 978-3-9858520-4-8

Band 2

Klappentext (Band 1)

Er will sie retten. Sie will sich verstecken.

Sie ist zutiefst verletzt. Er ist entschlossen.

Das Schicksal führte sie zusammen. Die Liebe verbindet sie.

Johnny Kavanagh ist die Definition von beliebt. Er ist ein All-Star-Rugbyspieler mit vielen Freunden, was bedeutet, dass er eigentlich die vielen Vorteile seines Lebens genießen sollte. Was die Leute jedoch nicht wissen, ist, dass er mit einer schmerzhaften Verletzung zu kämpfen hat, die den großartigen Verlauf seiner Karriere stoppen könnte. Das bedeutet, dass er keine Zeit für Ablenkungen oder Fehler hat. Vor allem keine Zeit für eine Freundin.

Shannon Lynch wurde ihr ganzes Leben lang gemobbt. Sie ist schüchtern und würde sich lieber unsichtbar machen, um die Schule zu überstehen. Doch als sie für einen Neuanfang am Tommen College ankommt, lernt sie an ihrem ersten Tag auf nicht ganz so romantische Weise den berüchtigten Johnny Kavanagh kennen. Was folgt, ist eine komplizierte Freundschaft, die zu einer unbestreitbaren Chemie zwischen den beiden führt. Es scheint, dass Shannon den anonymen Status, den sie sich einst erhofft hatte, nicht aufrechterhalten kann. Aber vielleicht ist das ja in Ordnung?

Johnny wird Shannon nicht aufgeben. Egal, was es sie beide kosten würde.

(Quelle: Adrian Verlag)

Worum geht es?

Binding 13“ ist der erste Teil der „Boys of Tommen„-Serie, die sich um das Leben und die Beziehungen einer Gruppe Jugendlicher am Anfang der 2000er Jahre dreht. Im Mittelpunkt der ersten beiden Bände der Reihe stehen die beiden Protagonisten Shannon Lynch und Johnny Kavanagh. Shannon ist eine schüchterne und introvertierte junge Frau, die nach jahrelangem schwerem Mobbing neu an die Tommen-Schule kommt, während Johnny der beliebte Rugby-Star und das Aushängeschild der Schule ist. Beide Charaktere tragen tiefe emotionale Wunden in sich, die im Laufe der Geschichte nach und nach aufgedeckt werden. Durch eine sehr unglückliche Begegnung gleich am ersten Schultag, treffen die beiden aufeinander und hinterlassen gewissen Eindruck beieinander.

Es war der 10. Januar 2005.
Ein völlig neues Jahr und der erste Schultag nach den Weihnachtsferien. Und ich war nervös – so nervös, dass ich mich an diesem Morgen nicht weniger als dreimal übergeben musste.

~ Buchanfang von „Binding 13“ aus Shannons Sicht ~

Die Handlung dreht sich um das Zusammenspiel von Verletzlichkeit, Heilung und die Entwicklung einer tiefen Bindung zwischen den beiden Shannon und Johnny – aber Achtung: Slow Burn extreme. Es geht um Themen wie Mobbing, Gewalt in der Familie, familiäre Probleme, Leistungsdruck und den Umgang mit psychischen und physischen Schmerzen. Eben aufgrund dieser schweren Themen ist der Fortschritt der sich anbahnenden romantischen Beziehung sehr langsam, aber durchaus realistisch. Der Roman hebt sich durch seine emotionale Tiefe hervor, auch wenn die Handlung manchmal vorhersehbar wirkt, und dennoch ist die Geschichte absolut lesenswert. Die Vorhersehbarkeit wird durch die packende und authentische Darstellung der Charaktere und ihrer Entwicklung mehr als wettgemacht.

Charaktere

Johnny & Shannon
Binding 13

Diese grandiosen Charakter-Kunstwerke von Shannon und Johnny wurden von der Künstlerin AileeMarieArt kreiert.
(AileeMarieArt auf Deviant Art)

Diese beiden Illustrationen werden auch für eine englische Special Edition von Eternal Embers verwendet.

Johnny & Shannon
Keeping 13

Shannon Lynch

Shannon ist eine der zentralen Figuren des Buches und wird als verletzliche und traumatisierte Person eingeführt. Sie ist neu an der Tommen-Schule und hat eine schwierige Vergangenheit, die sie emotional und psychisch stark gezeichnet hat. Auch physisch sticht Shannon erkennbar hervor: sie wird stets als sehr klein, zart und zerbrechlich beschrieben, was aufgrund ihrer Vernachlässigung Zuhause und den psychischen Auswirkungen absolut nachvollziehbar ist. Shannon hat in ihrer alten Schule unter schwerem Mobbing und Missbrauch gelitten, was sie extrem unsicher und ängstlich gemacht hat. Auch im familiären Umfeld erfährt sie kaum Sicherheit, lebt in einem gefährlichem Umfeld und hat aufgrund ihrer kleinen Brüder auch eine schwere Bürde der Verantwortung auf ihren Schultern. Diese Umstände belasten sie, und sie hat große Schwierigkeiten, anderen Menschen zu vertrauen oder sich zu öffnen. Eine ihrer größten Stützen ist Joey, ihr großer Bruder und engster Vertrauter.

Im Laufe der Geschichte sehen wir, wie Shannon langsam beginnt, ihre Mauern abzubauen, vor allem durch ihre wachsende Freundschaft und spätere Romanze mit Johnny. Durch seine Unterstützung findet sie ein wenig Selbstbewusstsein und lernt, dass nicht alle Menschen schlecht sind. Ihre Entwicklung ist jedoch kein linearer Prozess. Shannon hat Rückschläge, und ihre Unsicherheiten bleiben präsent, was sie als Charakter realistisch und nachvollziehbar macht. Chloe Walsh stellt ihre emotionale Heilung glaubwürdig dar, indem sie zeigt, dass solche Wunden Zeit brauchen.

Johnny Kavanagh

Johnny ist das Gegenstück zu Shannon, zumindest anfangs. Als Star-Rugby-Spieler und beliebter Junge an der Schule scheint er das nach außen hin perfekte Leben zu führen. Dazu hat er tolle Eltern, es mangelt ihm nicht an Geld und Unterstützung und viele Freunde hat er ebenfalls. Doch auch er hat seine eigenen Dämonen. Johnny steht unter immensem Druck, vor allem, weil von ihm erwartet wird, dass er als Rugby-Star glänzt, aber auch seine inneren Anforderungen sprengen sämtliche Rahmen. Hinter seiner Fassade steckt ein junger Mann, der sich um viele Menschen in seinem Umfeld kümmert, aber oft nicht weiß, wie er mit seinen eigenen Gefühlen umgehen soll. Für ihn war bisher neben Familie Rugby das einzige Lebensziel.

Johnny entwickelt sich von einem jungen Mann, der in der Öffentlichkeit eine starke und unantastbare Fassade aufrecht erhält, zu jemandem, der bereit ist, Schwächen zu zeigen und sich emotional zu öffnen. Durch seine Beziehung zu Shannon wird er gezwungen, sich mit seinen eigenen Problemen auseinanderzusetzen, anstatt sie zu verdrängen. Seine Fürsorglichkeit und seine Bereitschaft, für Shannon da zu sein, zeigen eine tiefe Entwicklung seines Charakters, und er wächst emotional an der Verantwortung, die er für sie übernimmt. Aber auch seine Verantwortung gegenüber sich selbst nimmt zu und auch die Akzeptanz von Schwächen sowie Offenheit gegenüber Familie und Freunden.

Nebencharaktere

Joey Lynch: Joey ist Shannons zwei Jahre älterer Bruder und übernimmt eine starke Beschützerrolle in ihrem Leben und in der Familie. Er hat eine unglaublich enge Bindung zu Shannon, welche sich durch das ganze Buch zieht. Joey hat die Rolle des Ersatzvaters für seine jüngeren Brüder übernommen, vor allem weil ihre Eltern emotional oft abwesend oder missbräuchlich sind. Er ist tough und wild, kämpft aber ebenfalls mit emotionalen Wunden und der Last, die Familie zusammenzuhalten.

Alle drei gingen direkt auf Joey zu.
Denn er war unser Beschützer. Er war der Grund, warum wir alle noch am Leben waren. Er war unser Held.

Zitat S. 787 „Binding 13“ von Chloe Walsh

Darren Lynch: Der älteste der Lynch-Geschwister ist bereits mit 18 Jahren von zu Hause abgehauen und hat keinen Kontakt mehr zur Familie. Seine Flucht deutet darauf hin, wie schwierig die familiäre Situation ist, obwohl er in „Binding 13“ selbst nicht aktiv auftritt, sondern nur erwähnt wird.

Tadhg, Ollie und Sean Lynch: Diese drei jüngeren Brüder spielen eher im Hintergrund eine Rolle, aber sie sind wichtige Mitglieder von Shannons Familie. Tadhg ist 11 Jahre alt, Ollie um die 8 bis 9 Jahre alt, und Sean ist mit seinen 2 Jahren der Jüngste. Sie symbolisieren für Shannon einen Grund, stark zu bleiben und weiterzukämpfen, da sie spürt, dass ihre Brüder auf sie angewiesen sind. Shannon übernimmt für sie als Gegenpart zu Joey eher die Mutterrolle für die Jungs.

Claire und Lizzie: Die beiden sind seit der Grundschule Shannons beste Freundinnen und mit an der Tommen-Schule. Sie wissen um das Mobbing rund um Shannon an ihrer alten Schule. Vor allem Claire gehört zu dem Teil der wenigen Menschen, denen Shannon langsam vertraut, und bietet Shannon Halt in einer Zeit, in der sie verzweifelt Unterstützung sucht. Claire ist die fröhliche und optimistische Freundin, die Shannon zeigt, dass es auch gute und vertrauenswürdige Menschen gibt. Ihre Rolle als unterstützende Freundin ist entscheidend, um Shannon dabei zu helfen, ihr Trauma zu überwinden. Lizzie hingegen ist eher von rauerem und ernsterem Charakter, die zwar oft kratzbürstig wirkt, sich jedoch auch um Shannon kümmert.

„Nicht“, flehte ich leise. „Bitte sag nichts.“
Es gab eine lange Pause, bevor sie flüsterte: „Werde ich nicht.“
Erleichtert sackte ich zusammen. „Ich danke dir.“
„Ich bin für dich da“, war alles, was Claire in einem traurigen Tonfall erwiderte. „Für immer.“

~ Zitat aus einem Gespräch zwischen Shannon und Claire auf S. 185 „Binding 13“ von Chloe Walsh ~

Gibsie: Gibsie, Johnnys bester Freund, ist eine der humorvollsten Figuren im Buch. Er bringt Leichtigkeit in die oft emotional schwere Handlung, ist aber gleichzeitig extrem loyal und zeigt viel Verständnis für die Schwierigkeiten, mit denen sowohl Johnny als auch Shannon kämpfen. Seine Freundschaft mit Johnny ist stark und authentisch, was ihm eine wichtige Rolle in der Geschichte verleiht.

„Du bist König Klitoris?“
„Oh ja“, kicherte Gibsie. „Hatte ich ganz vergessen.“
„Als was ist Hughie denn getarnt?“
„Ingwer-Schamhaar“, antwortete er, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt.

~ Zitat aus einem Gespräch zwischen Johnny und Gibsie auf S. 392 „Binding 13“ von Chloe Walsh ~

Schreibstil und Atmosphäre

Chloe Walshs Schreibstil in „Binding 13“ ist geprägt von einer jugendlich-vulgären Sprache, die mir vor allem zu Beginn schwerfiel, wobei das meiner Meinung nach auch an der Übersetzung lag. Während einige den realistischen Umgangston und die direkte Ausdrucksweise schätzen, empfinden andere den Stil als zu rau und jugendlich überzogen.

Ein Beispiel für die derbe Sprache ist das Wort „verfickt“ – teils kam das Wort bzw. Wortvarianten davon mehr als fünf Mal auf einer Doppelseite vor – das Wort ist quasi eins von Johnnys Hauptwörtern. Ich schätze, dass es sich im Original leichter (über)lesen lässt, da die deutsche Variante im regulären Sprachgebrauch – damals wie heute – nicht die üblichste ist. Der Schreibstil trägt zwar auch zur Authentizität der Charaktere bei, die in einem jugendlichen Umfeld agieren und mit all den Unsicherheiten und Herausforderungen konfrontiert sind, aber mir war es doch phasenweise etwas zu viel. Auch übersetzungstechnisch habe ich mir schwer getan mit den ganzen Feinheiten um das irische Schulsystem, da gefühlt des Öfteren Begriffe und Jahreszahlen durchmischt wurden. Und wenn ich ehrlich bin, habe ich selbst jetzt noch nicht ganz verstanden, wie viele Jahre an welcher Schule verbracht werden.

Auch etwas gestört hat mich neben den (wirklich extrem) vielen Flüchen vor allem in optischer Hinsicht der Buchsatz. Vermutlich liegt es an meinem Buchhändler-Auge, aber bereits nach wenigen Seiten konnte ich es nicht mehr ignorieren und es störte mich bis zum Ende. Oft scheint es als würden Sätze mittendrin umgebrochen und manchmal erkannte man durch seltsam platzierte Zeilenumbrüche nicht mehr, welcher Satz von welcher Person gesprochen wurde. Am meisten irritiert hat mich jedoch der häufiger vorkommende Szenenwechsel, bei dem keinerlei Absatz vorhanden war, sondern mit einem Satz in den nächsten übergegangen wurde, selbst wenn einige Zeit verging oder ein anderer Schauplatz vorhanden war.

Der Roman ist emotional aufgeladen, oft berührend und in seiner Tiefe überraschend für einen Jugendroman. Auch wenn einige Wendungen der Handlung vorhersehbar sind, tut dies der emotionalen Seite des Buches keinen Abbruch. Die Art und Weise, wie Themen wie Trauma, Selbstfindung und Heilung behandelt werden, ist authentisch und regt zum Nachdenken an. Es zeigt auch, wie hilflos man bei vielen Dingen nebendran stehen muss und Unterstützung das einzige ist, was man oft anbieten kann.

Mein Fazit

Binding 13“ ist mehr als nur eine typische 0815-Liebesgeschichte. Es geht um zwei Menschen, die jeweils mit ihren eigenen Dämonen kämpfen und durch ihre Beziehung lernen, Vertrauen zu fassen und emotional zu heilen. Die Charakterentwicklung, insbesondere von Shannon und Johnny, steht im Mittelpunkt der Geschichte und wird eindrucksvoll dargestellt. Trotz eines Schreibstils, der für einige zu jugendlich und vulgär wirken mag, überzeugt das Buch durch seine emotionale Tiefe und seine realistischen Einblicke in das Leben von Jugendlichen, die mit Traumata und emotionalen Herausforderungen konfrontiert sind.

Wer emotionale, tiefgehende Geschichten schätzt, und sich an Vorhersehbarkeit sowie Slow Burn nicht stört, wird in „Binding 13“ eine passende Lektüre finden.

⭐⭐⭐⭐
(4 von 5 Sternen)

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner