
Wenn die Protagonistin eine Seelen essende Eisdämonin ist (Rezension zu „A Kiss of Ice and Blood“ von Amy Erin Thyndal)
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Rezensionsexemplar



Für alle, die den Winter lieben, und auf für die, die ihn am liebsten lesend am Kamin genießen.
Widmung der Autorin
Dieses Buch ist für euch.
Allgemeine Informationen

Bibliografische Informationen
Titel: „A Kiss of Ice and Blood“
Autorin: Amy Erin Thyndal
Reihe: Legends of Askja – Band 1
Format: Paperback/Klappenbroschur
Umfang: ca. 335 Seiten
ISBN Print: 978-3-96976-067-3
Genre: Romantasy, Fantasy
Altersempfehlung des Verlags: ab 16 Jahren
Klappentext
Heiße Leidenschaft im ewigen Eis
Im Inselkönigreich Askja herrschen ewiges Eis und ein fragiler Frieden zwischen den machthungrigen Menschen und den skrupellosen Magiewesen. Als die Eisdämonin Frin dem Prinzen Leif mit ihrem Kuss den Kältetod bringen will, zögert sie einen Atemzug zu lang und gerät stattdessen in seine Gefangenschaft. Leifs Vater sandte ihn aus, um ihm die magischen Wesen des Reiches zu bringen. Ein dunkles Ritual soll die Magie endgültig von Askja vertreiben und die ungeteilte Herrschaft der Menschen sichern. In den düsteren Kerkergewölben kommen sich Frin und Leif näher und merken, dass die Eisdämonin mehr mit dem Königssohn verbindet, als die beiden für möglich gehalten hätten …
(Quelle: Verlagsgruppe Oetinger – Moon Notes Verlag)
Setting
„A Kiss of Ice and Blood“ ist der Auftakt einer Romantasy-Reihe, der einen in das eisige Inselkönigreich Askja entführt. Es ist eine faszinierende Mischung aus nordisch angehauchter Mythologie, Islandfeeling, düsterer Magie und einer sich entwickelnden Liebesgeschichte.
Die Welt von Askja ist geprägt von ewiger Kälte, strahlenden Nordlichtern und einer dunklen Atmosphäre, die einen fast schon frösteln lässt. Magische Wesen wie Eisdämoninnen, Sirenen und Najaden bevölkern diese abgelegenen Gegenden, wobei die Eisdämoninnen im ersten Band besonders hervorstechen.
Der Winter ist die einzige Jahreszeit, die das Königreich Askja kennt, und im Firnisgebirge ist er tiefer und grausamer als irgendwo sonst.
Erster Satz aus „A Kiss of Ice and Blood“ von Amy Erin Thyndal, Zitat von S. 7
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Eisdämonin Frin, die zu Beginn versucht, den jungen Prinzen Leif mit ihrem tödlichen Kuss zu töten, durch fatales Zögern ihrerseits jedoch in seine Gefangenschaft gerät. Während ihrer Gefangenschaft kommen sich die beiden näher und Frin entdeckt, dass sie deutlich mehr verbindet, als sie zunächst dachte. Auch Leif kommt erst Stück für Stück hinter die Gründe der Gefangenschaft von Frin und an seine Grenzen, was seine Emotionen angeht.
Nun, da ich ihre bekannten Gesichtszüge wieder so deutlich vor Augen habe, sind die Erinnerungen kaum abzuschütteln. Auch wenn sie so aussieht, weiß ich doch, dass es nicht sie ist. Das muss ich mir immer und immer wieder ins Gedächtnis rufen.
Zitat aus „A Kiss of Ice and Blood“ von Amy Erin Thyndal, S. 36
Die Geschichte ist gespickt mit Intrigen, Geheimnissen und unerwarteten (traurigen wie spannenden) Wendungen, die mich bis zum Schluss fesseln konnten. Auch Dinge wie Gesellschaftskritik und emotionale Verlustgeschichten kommen hier vor und geben der Geschichte noch eine besondere Note.

Aesthetic-Collage zu „Legends of Askja“
(Bilder von Pixabay)
Magische Wesen in Askja
Auch wenn ich mir einen Hinweis zu Beginn gewünscht hätte, so kann ich ihn euch nun geben: Es gibt ein Glossar 😉 Das Glossar ist ganz hinten und erst nach der Geschichte aufzufinden, aber es ist dafür sehr ausführlich – und ich kann verstehen, dass es aus Spoilergründen nicht vorab aufgeführt wurde. Wir finden im Glossar sämtliche magische Kreaturen, aber auch alle namentlich erwähnten Charaktere.
Unsere drei Arten sind allgemein als Seelenräuberinnen bekannt, weil wir Menschenleben stehlen, um uns zu ernähren. Wir leben an völlig unterschiedlichen Orten – die Najaden in den Quellen, die Sirenen im Meer, wir Eisdämoninnen im Schnee und Eis des Firnisgebirges. Dennoch ist unsere Magie ähnlich, hängt mit Wasser, Nebel oder Schnee zusammen. Und der Preis ist derselbe: Wir sind alle Mörderinnen.
Frin aus „A Kiss of Ice and Blood“ von Amy Erin Thyndal, Zitat von S. 82
Die Eisdämoninnen
Die Eisdämoninnen werden im Angesicht des Todes erschaffen. Junge Frauen, die durch den eisigen Tod einer Eisdämonin sterben, können selbst zu einer Eisdämonin werden – jedoch ist das nur ein verschwindend geringer Teil, dem das gelingt. Frin ist eine davon. Auch wenn die meisten Dämoninnen alleine – oder zu zweit wie Frin und Solveigh – durch das Gebirge streifen, so sind sie Teil eines Ganzen. Jede Eisdämonin steht unter dem Schutze ihrer Königin, die fast wie eine Mutter über alle wacht. Bis auf die Königin, welche ein Weiß wie Schnee als Farbe für Haare, Lippen und Kleid hat, haben alle anderen Eisdämoninnen schwarze Haare, Lippen und Kleider.
Das pulsierende Leben, das trotz der Entbehrungen der letzten Tage von ihr ausstrahlt, die Kraft ihrer Seele, die mir das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Angesichts ihrer Lebensenergie lecke ich mir hungrig mit der Zunge über meine Lippen, eine Bewegung, die sie sehnsüchtig verfolgt.
Zitat aus „A Kiss of Ice and Blood“ von Amy Erin Thyndal, S. 10
Eisdämoninnen ernähren sich in unregelmäßigen Abständen von Menschenseelen, die sich im Firnisgebirge verirren. Entgegen dem Volksglauben sind sie keine eiskalten Mörderinnen – zumindest der Großteil nicht -, sie brauchen schlichtweg ein Leben für ihr eigenes Überleben. Lässt die Kraft der Seele nach, so wird die Eisdämonin und ihre Magie immer schwächer. Ihr Kleid beginnt zu reißen, ihre schwarzen Haare werden grau und weiß, die betörende Schönheit lässt nach.
Die Jägerin stöhnt entrückt, während ihre Lebenskraft aus ihr hinausfließt und die Eisämonen mit neuer Stärke füllt. Solvigs Strähnen färben sich wieder dunkler, ihre Körperhaltung wird kraftvoller, und die Risse in ihrem Kleid verschwinden.
Zitat aus „A Kiss of Ice and Blood“ von Amy Erin Thyndal, S. 11
Ihre Magie ist ein großer Teil von ihnen und sie sind Teil des Eises und der Kälte. Wind, Eis und Schnee lauschen ihrer Magie, sie können Zauber gegenüber Menschen weben, sodass diese regelrecht gefesselt von ihnen sind. Beispielsweise können sie sich auch selbst in eine Schneeflocke wandeln und vom Wind davontragen lassen. Aber Achtung: Bei mangelnder Kraft ist eine Rückverwandlung nicht mehr möglich und das eigene Ende besiegelt.
Es geht weniger darum, was ich jetzt bin. Es geht darum, wer ich früher war.
Zitat aus „A Kiss of Ice and Blood“ von Amy Erin Thyndal, S. 192
Mit der Verwandlung in eine Eisdämonin beginnt wortwörtlich ein neues Leben, denn alle Erinnerungen an das menschliche Leben werden ausgelöscht. Es gibt in seltenen Fällen Dämoninnen, die manchmal von alten Gefühlen oder fernen Erinnerungen heimgesucht werden, was viele in solche Zwiespalt bringt, dass sich einige davon für den freiwilligen Tod entscheiden und sich selbst in der Natur auflösen.
Die Meerjungfrauen
Meerjungfrauen gibt es ebenfalls und auch sie gehörten zu den seelenfressenden Frauen in Askja. Sie leben im Meer und locken klischeehaft laut Legenden Schiffe ins Verderben. Sie können sich unter bestimmten Bedingungen auch in eine Menschenform wandeln, die Fortpflanzung findet hier logischerweise etwas anders statt 😉
Auch dieses Volk wird von einer Königin regiert und Wasser ist ihr Element.
Die Najaden
Menschen, deren Essenzen nicht nur für Eisdämoninnen eine Mahlzeit darstellen, sondern auch für die Najaden, die am Fuß dieser Schlucht leben. Magische Frauen, die uns Eisdämoninnen nicht unähnlich sind. Wie wir ernähren sie sich von Menschenleben. Doch statt über Schnee und Eis gebieten sie über den Dampf und Nebel der heißen Quellen, die sie bewohnen. Heiße Quellen, die für eine eisige Kreatur wie mich einen schmerzhaften und qualvollen Tod bedeuten.
Frin aus „A Kiss of Ice and Blood“ von Amy Erin Thyndal, Zitat von S. 56
Das dritte Volk ist das der Najaden, das vermutlich am schwierigsten an Nahrung kommt und in der eiskalten Welt Askjas auf wenige Plätze festgelegt ist. Sie leben in heißen Quellen, die sich in tiefen Schluchten durch eisige Gebiete ziehen und versuchen Händler und Wanderer mit falschen Fährten ins Verderben zu locken. Ihre Magie baut auf Dampf und heißem Wasser und sie sind somit der natürliche Todfeind der Eisdämoninnen – und andersrum. Sie haben ebenfalls eine Königin als Oberhaupt.
Die Eisdrachen
Und zuletzt gibt es als magische Kreatur noch die Eisdrachen, die auch auf dem Wappen von Askja zu sehen sind. Sie sind selten, magisch und haben mit Menschenseelen nichts zu tun. Aber auch diese Wesen werden in der Geschichte relevant und eines davon hat mein Herz berührt.

Charaktere
Was als Feindschaft beginnt, entwickelt sich zu einer komplexen Beziehung voller Spannung und teils unerwarteter Wendungen. Frin wird als starke, kämpferische Protagonistin dargestellt, die sich von niemandem unterkriegen lässt, gleichzeitig aber auch Zweifel und Verletzlichkeit zeigt. Leif ist der zwar der Prinz von Askja, wird aber von seinem Vater nicht wirklich anerkannt oder als Sohn behandelt. Dafür hat er sich als Sir Leif bei den Soldaten durch harte Arbeit einen guten Ruf erarbeitet. Er kämpft sich durch die unterschiedlichen Moralvorstellungen, seine Vergangenheit und wächst Stück für Stück an den Ereignissen. Die Beziehung zwischen Frin und Leif entwickelt sich glaubwürdig, auch wenn einige Leser*innen den Umschwung zur Liebe als etwas zu plötzlich empfanden.

„A Kiss of Ice and Blood“
Statt ihm zu antworten sehe ich ihn böse an und wünschte, ich könnte Menschen nicht mit Küssen, sondern auch mit Blicken töten.
Zitat aus „A Kiss of Ice and Blood“ von Amy Erin Thyndal, S. 40
Im Verlauf der Geschichte durchlaufen beide eine bemerkenswerte Entwicklung, hinterfragen ihre Überzeugungen und wachsen über sich hinaus. Besonders die langsame Annäherung und die emotionale Tiefe ihrer Beziehung werden mit Hilfe von Rückblicken und durch zwei Sichten authentisch dargestellt.
Besonders positiv hervorgehoben werden die entstehenden Freundschaften, die der Geschichte zusätzliche Tiefe verleihen, aber auch wieder den Gesellschaftsaspekt aufzeigen, dass Schubladendenken überwunden werden kann. Hier kann man als Charaktere definitiv Frins beste Freundin Solveigh und Leifs männliche Bezugsperson Berion, die im Prinzip den familiären Part bei beiden erfüllen. Aber auch Adelaide und Lava haben mir richtig gut gefallen.
Schreibstil
Amy Erin Thyndals Schreibstil ist fesselnd und atmosphärisch, wodurch die eisige Welt von Askja fast lebendig wird. Die Sprache fängt die Magie und Gefahr der Umgebung ein und unterstreicht die emotionale Entwicklung der Charaktere – was bei einem Einzelband nicht leicht zu schaffen ist, aber hier sehr gut gelungen. Sie versteht es, Stimmungen und Emotionen authentisch zu vermitteln, wobei für mich besonders die Beschreibungen der magischen Elemente bzw. Vorgänge hervorstechen.
„Ist Töten wirklich alles, woran du denken kannst?“, will er wissen.
Unterhaltung zwischen Leif und Frin aus „A Kiss of Ice and Blood“ von Amy Erin Thyndal, Zitat von S. 44
Irritiert hebe ich eine Augenbraue. Wirklich? Nachdem er und seine Leute soeben vermutlich das Trockenfleisch eines halben Schweins verspeist haben, will er mir meinen Hunger ankreiden?
„Du kannst einem Wolf nicht vorwerfen, ein Schaf zu reißen. Ebenso wenig kannst du eine Eisdämonin dafür zur Verantwortung ziehen, Menschenleben zu rauben.“
Was mir während dem Lesen schon besonders positiv aufgefallen ist und im Nachgang noch mehr, ist der Gesellschaftsaspekt. Zuerst nur am Rande, aber mit voranschreitender Geschichte immer mehr, treten auch Punkte wie Vorurteile, Behandlung von „Andersartigkeit“, sowie gesellschaftliche Ansichten und Moralvorstellungen in den Vordergrund. Während Frin mit der Zeit etwas über ihre eigene Art und ihren Vorurteilen gegenüber den anderen magischen Wesen sowie den Menschen nachzudenken beginnt, so kommt Leif mit der Zeit am Scheidepunkt seiner bisherigen Moralvorstellungen und dem „Richtigen“ an. Auch wird ihm immer klarer, wie die Menschen die magischen Wesen behandelt und verurteilt.
Meine einzigen Kritikpunkte bestehen eigentlich nur aus Kleinigkeiten bzw. eigenen Präferenzen. Zum einen wird in einer Szene klar, dass Eisdämoninnen auch kein rotes/helles Blut mehr haben sondern eher dunkles bzw. schwarzes, dennoch wird in einer Szene erwähnt, dass Frin „errötet“. Was bei schwarzem Blut eher unlogisch ist. Ist aber vermutlich im Lesefluss fast niemandem aufgefallen. Zum anderen gibt es eine intimere Szene, die ich als wichtigen Moment nicht unbedingt „spicier“ gebraucht hätte, aber gerne etwas länger. Auch das Ende zählt etwas dazu, da mein Herz zwiegespalten war. An sich ist es aber ein durchaus passendes Ende. Insgesamt hätte ich mir auch bezüglich mancher Details ein paar Seiten mehr gewünscht.
Optik







Das Cover bzw. die gesamte Umschlagsgestaltung sticht durch die Neon-Akzente definitiv in einer Büchermenge hervor und passt mit der Darstellung von Nordlichtern perfekt zum Inhalt. Außerdem gibt es in der Erstauflage einen hochwertigen Farbschnitt im eisig-magischen Design, was ein weiterer Blickfang ist. Ein nettes Gimmick ist auch das herausschneidbare Lesezeichen in der gleichen Optik wie der Farbschnitt. Die Kapitelanfänge sind auch jeweils mit einer feinen Schneeflocke passend zum Titel und Setting dekoriert. Aber auch die vorhandenen Illustrationen sind wunderbar gestaltet und haben mir vor allem ein gutes Bild von den Eisdämoninnen verschaffen können.
Mein Fazit
Da mittlerweile ein zweiter Band angekündigt ist, kann ich sagen, dass „A Kiss of Ice and Blood“ ein für mich gelungener Auftakt einer vielversprechenden Fantasy-Reihe ist, die mit einer atmosphärischen Welt, starken Charakteren und einer tollen Mischung an Magie überzeugt. Man kann diesen Band auch als Einzelband lesen oder nach dem Band aufhören, da die Geschichte prinzipiell abgeschlossen ist und im zweiten Band eine andere Protagonistin im Vordergrund steht.
Für Fans von romantischer Fantasy, in der die Frauen die mächtige Magie besitzen und ein kitschiges Happy End nicht sein muss, ist dieses Buch definitiv eine Empfehlung wert. Und falls ihr winterlich-eisige Welten mögt, dann sowieso 🙂
⭐⭐⭐⭐💫
(4,5/5 Sterne)
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„A Melody of Salt and Tears“
(Band 2)
Das Inselkönigreich Askja ist nun durch eine magische Barriere geschützt, doch der Frieden hat einen hohen Preis. Nur die Sirenen können den Schutzzauber durchqueren, weshalb Adelaide es als ihre Aufgabe ansieht, das verfeindete Kaiserreich Myredal zu überwachen. Nach dem Tod ihrer Königin stehen nicht alle Sirenen hinter dem Bündnis mit den Askjern: Der Sirenenrat fordert blutige Rache. Im verzweifelten Versuch, den drohenden Krieg abzuwenden, nimmt Adelaide den Admiral Marcus gefangen, um mehr über die Pläne Myredals zu erfahren. Dabei erfährt sie nicht nur, dass diese einen Weg gefunden haben, die Barriere zu durchqueren, sondern auch, dass selbst ein magiehassender Seemann wie er dem Zauber einer Sirene erliegen kann – und umgekehrt …
(Quelle: Oetinger Verlagsgruppe – Moon Notes)

